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Aktuelles
 Abb.: Pionier in Luxemburg - und im internationalen Vergleich führend: beim Gemeinwohl-Audit erzielt die OIKOPOLIS-Gruppe Spitzenwerte Neues Gemeinwohl-Audit: OIKOPOLIS übertrifft sich selbst
8.3.2017 Zum zweiten Mal nach 2014 hat sich die OIKOPOLIS-Gruppe Ende 2016 einem externen Audit unterzogen, das die unternehmerische Sozialverantwortung von BIOG, NATURATA, BIOGROS & Co nach den Regeln der Gemeinwohlbilanz einer strengen Prüfung unterzog.
Seit dem 28. Februar 2017 liegt das offizielle Testat in tabellarischer Form vor.
Den vollständigen Gemeinwohl-Bericht der OIKOPOLIS-Gruppe für das Jahr 2015 finden Sie auch im Bereich Publikationen.
Unter dem Strich haben die OIKOPOLIS-Betriebe ihr Ergebnis vom 31.10.2014 (633 von 1.000 möglichen Punkten), das vonseiten der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung bereits offiziell als „vorbildlich“ gelobt wurde, noch einmal gesteigert.
712 Zähler gehen nun auf das Gemeinwohl-Konto der OIKOPOLIS-Betriebe.
Mehr:
- Instrument zur Selbstoptimierung
Beim Gemeinwohl-Audit 2016 sind für die OIKOPOLIS-Betriebe in fast allen der insgesamt 17 bewertungsrelevanten Kategorien Punktgewinne zu verzeichnen, in zehn von ihnen führt dies auch zu einer besseren „Note“ bzw. Prozentzahl als 2014. Abzüge gab es lediglich im Punkt „Gerechte Verteilung der Erwerbsarbeit“, u.a. weil ein unverändert hoher Prozentsatz von Frauen, vor allem in den NATURATA-Läden, Teilzeit arbeitet, was allerdings den Wünschen der Betroffenen in ihrer jeweiligen Lebensphase entspricht.
Hier wie auch in den sechs Prüfungskategorien, bei denen die Bewertung aus 2014 gehalten wurde (Ethisches Beschaffungsmanagement, Innerbetriebliche Demokratie und Transparenz, Ökologische sowie Soziale Gestaltung der Produkte und Dienstleistungen, Sinn und gesellschaftliche Wirkung der Produkte und Dienstleistungen sowie der unternehmerische Beitrag zum Gemeinwesen) war es für die OIKOPOLIS-Betriebe eine echte Herausforderung, (weitere) substanzielle Verbesserungen zu erzielen, die zu einer Höherwertung geführt hätten. Zumal wenn man von einem bereits überdurchschnittlichen Wert ausgeht, ist dies nicht einfach. Doch in der strengen Logik der Gemeinwohl-Ökonomie zählt das Beibehalten eines einmal erreichten Standards bereits als Rückschritt und vergleichsweise geringfügige Verbesserungen dienen allenfalls dazu, die Note zu halten.
Das ist durchaus im Sinne der OIKOPOLIS-Verantwortlichen. Sie betrachten die Gemeinwohl-Bilanz vor allem als Hilfsmittel zur Selbstoptimierung. OIKOPOLIS-Vorstand Änder Schanck sagt dazu: „Im Mittelpunkt unserer Bemühungen steht immer der Mensch – sei er nun Bauer, Mitarbeiter oder Kunde. Deshalb zählt für uns der Prozess der Selbstverbesserung und Weiterentwicklung mehr als Prozente oder Punkte. Für das Instrument der Gemeinwohlbilanzierung haben wir uns entschieden, als von einer EU-weiten Berichtspflicht zur unternehmerischen Sozialverantwortung noch keine Rede war. In Luxemburg waren wir damit die ersten, konnten aber schon etliche Informationsgespräche mit weiteren interessierten Betrieben aus diversen Branchen führen. Es wäre schön, wenn diese oder andere bald einen ähnlichen Weg einschlagen würden.“
- Hohes Lob für Transparenz
Natürlich ist die Erstellung einer Sozialbilanz ebenso wie die eines Nachhaltigkeitsberichts mit Aufwand verbunden. Obwohl die OIKOPOLIS-Gruppe beide Themen schon seit Jahren verfolgt, steht nun erneut eine Phase intensiver Arbeit bevor, denn der neue Gemeinwohlbericht soll mit dem aktualisierten Nachhaltigkeitsbericht verschmolzen werden. Letzterer erschien 2013 mit einem Umfang von 63 Seiten, und auch die Berichtsvorlage zum aktuellen Gemeinwohlaudit war kaum kürzer. Nun gilt es, beide Dokumente zu einer Publikation zusammenzuführen, die bei allem Informationsreichtum immer noch gut lesbar ist.
Nachhaltigkeitsrapport 2013 und Gemeinwohlbericht 2014/15 waren den Auditorinnen übrigens etliche Extrapunkte in den Kategorien „Ethische Kundenbeziehung“ und „Gesellschaftliche Transparenz“ wert. Zu noch größerer Transparenz trug seit 2013 zudem die neue Produktbroschüre der BIOG bei, die unter dem Titel „Unser Engagement für eine faire und biologische Landwirtschaft“ beispielhaft die Wertschöpfungskette ausgewählter BIOG-Produkte vorstellt. So verdeutlicht sie die Werte und Ansprüche der Bio-Bauere-Genossenschaft Lëtzebuerg (BIOG).
Ebenfalls im Dienste der Betriebstransparenz stehen Newsletter, Kundenmagazin, Betriebsführungen für verschiedenste gesellschaftliche und/oder Interessengruppen, Teilnahmen am Tag der Offenen Tür und eine öffentliche Vortrags- und Konferenzreihe, an der jedermann gratis teilnehmen kann („OIKOPOLIS am Dialog“).
- Kundendialog wurde deutlich erweitert
Insgesamt wurde der Dialog mit den Kundinnen und Kunden seit dem ersten Gemeinwohl-Audit deutlich ausgebaut. Neben den Hintergrundthemen aus „OIKOPOLIS am Dialog“ (Biolandbau, Welternährung, alternatives Wirtschaften etc.) gibt es nun auch Exkursionsangebote („Mat NATURATA ënnerwee“) und die Reihe „Mat NATURATA genéissen“. Letztere konzentriert sich auf Vorträge und (Mitmach-)Workshops über bestimmte Produktgruppen oder Ernährungsformen, z.B. Bio-Käse, -Öle oder –Weine, jeweils mit Degustationen, und Möglichkeiten zum Erlernen oder Einüben alternativer Formen der Speisenzubereitung (glutenfrei Backen, Rohkost im Hauptgang oder als Dessert u.a.).
Neben den genannten Neuerungen, die sich positiv auf das Urteil der Auditorinnen auswirkten, ging es auch in folgenden weiteren Kategorien bei der Bewertung nach „oben“: „Ethisches Finanzmanagement“, „Arbeitsplatzqualität und Gleichstellung“, „Förderung ökologischen Verhaltens der MitarbeiterInnen“, „Gerechte Verteilung des Einkommens“, „Solidarität mit Mitunternehmen“, „Erhöhung der sozialen und ökologischen Branchenstandards“ und „Reduktion ökologischer Auswirkungen“. Details hierzu wird der kombinierte Nachhaltigkeits- und Gemeinwohlbericht kommunizieren, der im Lauf des Jahres 2017 erscheinen wird.
- Ethisch relevant: der Umgang mit Bio-Milch … und mit Werbung
Nicht nur die Beziehung der OIKOPOLIS-Betriebe zu ihren Kunden wurde, ebenso wie Beschaffungs- und Finanzmanagement, als besonders ethisch bewertet. Ethisch relevant ist aus Prüfersicht auch die neue Art, mit Übermengen an Bio-Milch umzugehen. Hier hat das unternehmerische Handeln der OIKOPOLIS-Gruppe für erhebliche Verbesserungen gesorgt. Bis 2015 konnten die Luxemburger Bio-Milcherzeuger nur einen Teil der auf ihren Höfen produzierten Rohmilch als Bio-Milch verkaufen, eventuell anfallende Überschüsse wurden zu denselben Konditionen angekauft wie konventionelle Milch und dem entsprechend wesentlich schlechter bezahlt.
Seit die 2015 gegründete Bio-Molkerei der BIOG aktiv ist, werden diese Überschüsse als Bio-Milch zu angemessenen Konditionen und Preisen an eine kooperierende Bio-Molkerei nach Belgien vermittelt. So erhalten Luxemburgs Bio-Milchbauern für jeden Liter der in ihren Betrieben erzeugten Rohmilch den aktuellen Bio-Milchpreis, der etwa doppelt so hoch ist wie der konventionelle Literpreis – unabhängig davon, wie hoch die inländische Nachfrage nach Molkereiprodukten aus Luxemburger Bio-Milch gerade ist.
Auch der – freilich schon altbekannte – Verzicht auf appellative Massenwerbung wurde erneut sehr positiv bewertet. Alle OIKOPOLIS-Betriebe – Lebensmittelproduzenten und –verarbeiter ebenso wie der Bio-Lebensmittel-Einzelhandel – machen aus Überzeugung keine Massenwerbung. Produktwerbung hat stets informativen, nicht auffordernden Charakter. Vor allem für die Produkte der BIOG-Marke strebt man nach größtmöglicher Authentizität der Darstellung und nutzt dabei so viele Fotos des Herstellerbetriebs oder Produzenten wie möglich. Auch die Kennzeichnung von Produkten der BIOG-Marke geht über die gesetzlichen Standards hinaus, auf den Etiketten werden z.B. auch die beteiligten Hersteller und Erzeugerbetriebe genannt.
- Nachweisbarkeit zählt mehr als bloße Praxis
In der Prüfkategorie „Gemeinwohlorientierte Gewinnverteilung“ blieb es im Wesentlichen beim bereits bekannten und bewährten Kurs: 90% des Jahresgewinns (Geschäftsjahr 2015) wurden für sozial-ökologische Maßnahmen und Projekte reinvestiert, nur 10% des Brutto-Gewinns als allgemeine Dividenden ausgeschüttet. 0% des Gewinns flossen in die Stärkung des Eigenkapitals, aber rund 23% des Nachsteuergewinns wurden als gewinnunabhängige Prämien an Mitarbeitende der OIKOPOLIS-Betriebe ausgeschüttet.
Damit ist ein beachtlicher Teil des Unternehmens in MitarbeiterInnen-Hand, und diese – ebenso wie die zahlreichen KundInnen im Aktionariat – partizipieren finanziell, vor allem aber ideell, an den sozial-ökologischen Unternehmenszielen der OIKOPOLIS. Zumal die überwiegend stark engagierte Kundschaft rekrutiert sich keineswegs aus passiven Verbrauchern. Schon durch ihre Kaufentscheidung nehmen sie Einfluss auf die von ihnen bevorzugten Produktionsmethoden (Anbau bzw. Aufzucht, Herstellung und Verarbeitung), deshalb ist es für viele von ihnen nur folgerichtig, auch Teilhaber zu sein.
Obwohl dies – ebenso wie die gemeinwohlorientierte Gewinnverteilung – schon seit Jahren betriebliche Praxis ist, hat sich die beim aktuellen Audit dafür vergebene Punktzahl mehr als verdoppelt (von 40% auf 90%). Das verdankt sich der einfachen, aber entscheidenden Tatsache, dass die entsprechenden Kennzahlen dank einer neu eingeführten Software nun erstmals kurzfristig belegt werden konnten.
- Bonus obendrauf: Spitzenreiter international
Auch wenn es bei der Gemeinwohl-Bilanzierung in erster Linie um (selbst-)kritische Analyse und das Ausfindigmachen weiterer Verbesserungspotenziale geht, hat auch folgender Hinweis der Auditorin Gitta Walchner das OIKOPOLIS-Team gefreut: Im internationalen Vergleich liegt die Luxemburger OIKOPOLIS „sehr, sehr hoch. Es gibt nur ein IT-Unternehmen (…), das etwas mehr hat, nämlich 716 Punkte bei 19 MA (MitarbeiterInnen, Anm. d. Red.). Dabei habe ich nur die extern evaluierten Unternehmen zum Vergleich herangezogen, nicht die Peerevaluierten (Da bewerten sich die Unternehmen gegenseitig in der Gruppe, ohne Auditor, meist kleinere Unternehmen). Da gibt es ein paar, die darüber sind. Aber wenn man nur das produzierende Gewerbe und den Handel nimmt, dann sind Sie auf dem ersten Platz!“ (Hervorhebung durch die Auditorin)
Gemeinwohl: Mehr als nur Bio: OIKOPOLIS & Gemeinwohl (FAQ, GW-Testat 2014/15 Download Komplettversion GW-Bericht 2014/15 + Kurzfassung GW-Bericht 2014/15)

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